Polnische Pflegekräfte illegal ?
„SENIORENBETREUUNG IM EIGENEN ZUHAUSE STATT PFLEGEHEIM UND MEHRBETTZIMMER“
Quellennachweis: Chrismon Ausgabe 11/2006. Die Darstellung erfolgt nach Beteiligung am Artikel, alle Rechte, Markenzeichen, Text und Bild liegen bei Chrismon
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Es war Mitte Januar, da stand vor der Haustür von Nicole Werner eine Mittfünfzigerin mit zwei Koffern. Elegant, mit lackierten Fingernägeln, sehr nervös – Anna C. aus einem Vorort von Krakau. Ihr erster Satz: „Ich habe Angst.“ Frau Werner nahm die Hand der Frau: „Ich auch.“ Dann führte sie die Polin durch die Wohnung des Vaters: „Das ist jetzt deine Küche.“ Anna putzte erst mal alles.
Dem pflegebedürftigen Egon Herberger gab sie zunächst nur aus großer Entfernung die Hand, aus Angst, etwas falsch zu machen. Der 64-Jährige hat mehrere Schlaganfälle erlitten, ist parkinsongeplagt und seit Jahren schwer depressiv.
Bis dahin war Nicole Werner unermüdlich die Treppe zwischen ihrer und des Vaters Wohnung rauf- und runtergerannt, hatte Windeln gewechselt, Berge von Bettwäsche gewaschen, war nachts raus, wenn die Wassersonde piepste, weil sich der Vater draufgelegt hatte. Ihr Kind hatte sich nicht mehr getraut, die Mutter etwas zu fragen, weil die nur immer sagte: „Ich kann jetzt nicht, ich muss runter zum Opa!“
Nicole Werner wusste, dass im Dorf Polinnen arbeiten, für 600 bis 800 Euro – illegal, wie man ihr flüsternd bestätigte. Aber das war nichts für sie. „Man weiß nie, wer Freund oder Feind ist. Braucht bloß jemand was der Arbeitsagentur stecken.“ Und sowieso: „Mir kommt niemand ins Haus, ich schaff das alleine!“ Bis sie von Panikattacken überrollt wurde und nach Luft japste. Die 35-Jährige sah ein: Sie brauchte Entlastung.
Sie suchte im Internet, fragte bei lokalen Pflegediensten. Am Ende hatte sie Angebote zwischen 1250 und 4600 Euro für eine 24-Stunden-Betreuung. Sie entschied sich für die Vermittlungsagentur SENIOCARE24: 1250 Euro monatlich für eine Polin ohne Deutschkenntnisse, dazu Kost und Logis und 850 Euro für die Vermittlerin.
Die ersten Wochen waren anstrengend, für beide. „Ich wusste, dass ich mich um Anna kümmern muss“, sagt Nicole Werner, „sie kommt in ein fremdes Land, kann die Sprache nicht, hat einen schweren Pflegefall – das ist eine ungeheure emotionale Belastung.“ Und Anna war oft verzweifelt: Was der Egon wieder angestellt hat! Heimlich Kaffee gekocht oder Kekse geklaut, wo er sich doch wegen seines gelähmten Kehlkopfdeckels lebensbedrohlich verschlucken könnte – und sie sei schuld! „Du bist nicht schuld“, sagte Nicole. „Lass ihn machen, er ist ein Dickkopf.“
Anna sorgt für Egon. Er kann nicht mehr sprechen, und wenn er sich verschluckt, droht Todesgefahr © Peter DammanMittlerweile lenkt Anna Egon auf ihre kultivierte Art: „Egon, zu Tisch bitte“, ruft sie, und ihr Schützling kommt angeschuffelt. Egon isst leidenschaftlich gern, er kann aber schlecht schlucken. „Langsam“, mahnt Anna, wenn Egon gar zu hastig isst.
„Computer“ nannten ihn die Kollegen einst, weil er sich alles merken konnte. Lang her. Erst die Scheidung, dann die Depression, schließlich die Schlaganfälle. Die Tochter entschied, auch nach ihrer Heirat beim Vater wohnen zu bleiben. Wie sie so erzählt, macht Egon den nudelvollen Mund auf und weint, dass es ihn schüttelt. „Ist gut“, sagt die Tochter. Anna bringt eine Serviette und legt ihm die Hand auf die Schulter.
Egon weint viel, nicht immer mit Tränen. „Das ist seine Art, Emotionen auszudrücken“, erklärt die Tochter. Aber er habe neuen Lebensmut, trotz der Depression. Er braucht keine Windel mehr, sitzt wieder am Tisch – „alles Annas Verdienst“.
Es klingelt: Theresa und Sofia, zwei andere Polinnen aus dem Dorf, holen Anna und Egon zum Spaziergang ab. Auch Theresa hat ihren Schützling dabei, einen stummen 80-jährigen Herrn. Eine wundersame Truppe macht sich da auf den Weg. Vorneweg Egon, der seit Neuestem seinen Rollstuhl ein Stück selbst schiebt; dann die drei Polinnen – keine Hausmütterchen mit Kittelschurz, sondern schick zurechtgemacht, mit Sieben-Achtel-Hosen und Käppi auf den gefärbten Haaren. Mit ihnen schwebt eine Parfümwolke durchs Dorf.
Stolz erzählt Anna, dass sie Egon von auf 58 Kilo gekriegt hat. „Er ist zufrieden, er hat Pflege nonstop.“ Plötzlich rennt sie los, da vorn, der gefährlich rangierende Bagger, und Egon guckt einfach nicht! Es ist eine dauernde Anspannung. Abends hat sie zwei, drei Stunden frei – dann fährt sie mit den anderen Polinnen Rad –, aber nie einen ganzen Tag für sich. Manchmal sei sie sehr, sehr müde. Die Frauen sind Städterinnen, so gern kämen sie mal nach Baden-Baden, ins Museum, ins Theater.
Anna C. ist Witwe. Ihr Mann war Schreiner, nach dem Abitur hatte sie ihm die Buchhaltung gemacht. Vor ein paar Jahren starb er innerhalb weniger Wochen an Krebs. „Du bist mutig“, sagte eine Freundin vor Annas Abfahrt nach Deutschland. Es ist die Verzweiflung, die sie zu diesem Mut treibt. Die Witwenrente reicht nicht, auch die Familien von Sohn und Tochter kommen finanziell nicht aus.
Bitter, dass die polnische Personalagentur, bei der die Frauen zunächst angestellt waren, sie um ihren Lohn betrog. Von den 1250 Euro wurden ihnen am Ende nur 250 ausgezahlt. Jetzt haben sie die Firma gewechselt. Nach Abzug von Steuern, Sozialabgaben und Vermittlungshonorar bleiben ihnen etwa 625 Euro. Ach, das Geld! Die Frauen schweigen. Egon ist in seinen Rollstuhl gestiegen, Theresas Schützling eingenickt. Die Karawane verlässt den heißen Feldweg, taucht in den Wald ein.
Unterdessen gönnt sich Nicole Werner auf dem Balkon einen Kaffee. Am frühen Morgen war sie putzen, in einer Forschungseinrichtung in der Stadt. Sie freut sich auf den ersten Urlaub seit Langem, eine Woche allein mit ihrem Mann. Der ist Netzwerktechniker, die Familie muss rechnen. Egons Rente – 1300 Euro – geht weg für Annas Lohn, von den 400 Euro Pflegegeld müssen das Essen für Egon und Anna, Strom und Wasser bestritten werden, die Zuzahlungen für Logopädie, Krankengymnastik, die teuren neurologischen Medikamente. Die junge Familie buttert zu.
Aber Nicole Werner ist glücklich. Und dankbar. Zu Ostern haben sie Anna einen Flug nach Polen bezahlt, die Busfahrt hätte zwei Urlaubstage gefressen. Und einen Deutschkurs an der Volkshochschule, 25 Abende. Im Dorf hieß es: Was, du zahlst der einen Sprachkurs? Die wird für ihre Arbeit bezahlt, soll sie gucken, wie sie klarkommt. „Das ist nicht meine Einstellung“, sagt Nicole Werner. Ein anderer, der ebenfalls eine Polin hat, sagte: „Die braucht keinen Sprachkurs, die versteht alles, die nickt immer.“
Anna braucht die Sprache. „Egon, nein!“ So ruft sie ihn zur Ordnung. Aber er tut, als ob er nichts hört, und grinst. Also brütet Anna über dem Lexikon, sagt schließlich: „Ich bestimme.“ Und Egon, der seit den Schlaganfällen nicht mehr sprechen kann, nimmt ein Papier und schreibt: „… nicht!“ Jesusmaria, sagt Anna, wenn ihr ein Wort partout nicht einfallen will.
Nur eins traut sich Anna noch immer nicht: allein zum Metzger. „Da kriegt sie fast keine Luft mehr, obwohl jeder sagt: Ach, Sie sind die Anna, wo beim Egon aufpasst“, erzählt Nicole Werner. Aber beim Schlecker war sie jüngst, ganz allein, Haarfarbe für den nachgedunkelten Ansatz kaufen. Den Großeinkauf im Supermarkt machen die beiden Frauen gemeinsam. Vorher sitzt Anna mit dem Lexikon, schreibt „Herr Propper“ auf die Liste.
Anna sorgt für Egon. Er kann nicht mehr sprechen, und wenn er sich verschluckt, droht Todesgefahr © Peter DammanDer Spaziertrupp ist zurück, Egon verzieht sich auf sein Bett, guckt Sport, wie immer. Anna setzt sich an den Esstisch mit der Wachstuchdecke. Ob sie Heimweh hat? Das Wort kennt sie nicht. Also Lexikon: Hat sie tesknota? Oder nostalgia – Sehnsucht? Anna ringt um Fassung, weint dann doch, dreht sich weg, flüstert dreimal „Entschuldigung“, eilt nach einem Taschentuch. „Alle Kollegin traurig. Aber wir muss arbeiten.“
Plötzlich steht Egon im Raum, weint. Er hält Anna seinen Karoblock hin, da steht: „Ich hoffe, dass Anna ganz bei mir bleibt und nur zu Besuch nach Polen reist.“ Anna ist verlegen, streng sagt sie: „Du musst auf deine Gesundheit achten.“ Mag Egon die Anna? Er nickt. Und weint wieder. Anna schilt ihn: „Du musst lachen und zufrieden sein!“ Egon schreibt: „Lachen kann ich wahrscheinlich nicht mehr. Das letzte Mal habe ich drei Jahre nach meiner Hochzeit gelacht. Jetzt geht es mir jeden Tag besser.“ Ja, sagt Anna: „Kranker Mensch muss wissen, dass er ist wichtig. Ich hab ihm Lust gemacht auf Lebe. Das ist Psychologia!“ Anna lächelt. Egon lächelt auch. Er weiß nicht, dass Anna nur ein Jahr bleiben darf. So sagt es die „Verordnung über die Zulassung von neu einreisenden Ausländern zur Ausübung einer Beschäftigung“.
Anna sorgt für Egon. Er kann nicht mehr sprechen, und wenn er sich verschluckt, droht Todesgefahr © Peter Damman
Mal angenommen, meine Mutter braucht Hilfe…
chrismon-Reporterin Christine Holch auf der Suche nach der besten Lösung: legal, bezahlbar, moralisch in Ordnung.
Manchmal macht man sich ja solche Gedanken: Wenn es nun so wäre, dass meine Mutter rund um die Uhr Betreuung braucht und nicht ins Heim will – was dann? Plan A: einen spezialisierten Pflegedienst fragen.
Illegale Polnische Haushaltshilfe
Immer mehr Haushaltshilfen / Pflegekräfte, die als 24h Betreuungskräfte nach Deutschland kommen, bieten ihre Dienstleistung auf selbstständiger Basis wie ein Unternehmer an. Sie stellen den Pflegebedürftigen eine Rechnung und versteuern die Einnahmen in ihrem Heimatland. Meist berufen sich die Pflegerinnen und Pfleger auf die Niederlassungsfreiheit für EU-Bürger und EU-Unternehmer.
Für Selbstständige, egal in welcher Branche, gilt aber nach wie vor: Selbständig ist nur, wer mehrere Auftraggeber bedient und nicht weisungsgebunden wie in einem Angestelltenverhältnis arbeitet. Ausländische Pflegekräfte, die aber dauerhaft in nur einer Familie arbeiten, dort auch leben und auch Weisungen entgegennehmen, erfüllen diese Voraussetzung definitiv nicht.
Es handelt sich deshalb um eine „Scheinselbstständigkeit“ und diese ist in Deutschland Illegal.
Im Falle einer Prüfung durch Zoll und Arbeitsamt könnte dieses Arbeitsverhältnis für den Pflegebedürftigen mit finanziellen Strafen verbunden sein. Warum? Weil die Behörden von einer „abhängigen Tätigkeit“ sprechen und deshalb sämtliche Sozial-Abgaben im Beschäftigungszeitraum nachfordern. Kontrollen in Privathaushalten finden allerdings so gut wie nicht statt und die Behörden dürfen nur aufgrund von Hinweisen tätig werden.
Viele Familien wissen um die Grauzone, in der sie sich bewegen – aber gehen das Risiko ein. Zumal die Illigalen ausländischen Haushaltshilfen /Pflegekräfte als Selbstständige „günstiger“ sind als andere Angebote im Markt.
Legal – VARIANTE 1: deutsche Pflegekräfte, 4788 Euro
Zum Beispiel pflege polen. Eine Krankenschwester oder Plegehelferin würde bei meiner Mutter wohnen und alle zwei -Wochen abgelöst. Für 4788 Euro bei Pflegestufe I.
Auch Krankenpflege Pütz hat solche Preise. Thomas Pütz würde sich über den Auftrag freuen. Denn gerade musste er zwei Vollzeitkräfte entlassen. Weil wieder eine Familie angerufen hat: „Herr Pütz, ab morgen brauchen Sie nicht mehr kommen, wir organisieren das jetzt privat.“ Dann habe die Familie „irgendeine Ludmilla“, sagt Pütz, „bitter ist das“. So leid mir das tut, aus den laufenden Einnahmen wäre diese Betreuung nicht zu finanzieren.
Total legal – VARIANTE 2: Osteuropäerinnen über die Arbeitsagentur, 1200 Euro
Einen Durchlass hat die Politik aber doch in den Zaun geschnitten: Die Bundesagentur für Arbeit darf osteuropäische Haushaltskräfte an Pflegebedürftigen-Haushalte vermitteln. Rund 1700 Anträge gingen im vergangenen Jahr bei der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV) ein.
Ich wäre Arbeitgeberin, hätte also einigen organisatorischen Aufwand: Betriebsnummer bei der Arbeitsagentur besorgen, Unfallversicherung abschließen, die Kraft bei der Krankenkasse anmelden. Der Lohn liegt bei 1100 bis 1200 Euro, je nach Bundesland. Wenn ich möchte, kann ich der Haushaltskraft noch 370 Euro für Kost und Logis abziehen, netto bekäme sie dann etwa 560 Euro.
Total illegal – VARIANTE 3: polnische Krankenschwestern, 800 Euro
Also Plan B: rumfragen bei Bekannten. So komme ich an Hans Sörensen*, 71. Der hat für seine zunehmend tüdelige Schwester eine Polin besorgt. In der norddeutschen Stadt kursieren der Name „Schwester Hanna“ und eine Telefonnummer. Ein Anruf, und eine Woche später steigt eine Agnieszka oder Ewa aus dem Bus. Polnische Krankenschwestern, die in ihrem Urlaub deutsche Senioren betreuen. „Ich staune über diese Organisation“, sagt Herr Sörensen, „man handelt etwas aus, und so passiert das auch.“ Bezahlt werden monatlich etwa 800 Euro. Noch nie habe jemand nachgefragt, weder im Laden noch beim Arzt. Jetzt hat er gelesen, dass „der Zoll“ in Pflegehaushalten ermittelt. Ihm ist bang.
Tatsächlich: Sobald die Mitarbeiter der „Finanzkontrolle Schwarzarbeit“ genügend Anhaltspunkte für eine Straftat haben, bekommen sie vom Richter einen Durchsuchungsbeschluss. Und dann, sagt der Zollbeamte Anton Bethselder*, kommt ein Zolloberinspektor „und dreht die Wohnung auf links“. Er sucht vor allem nach Zahlungsbelegen. Entweder wurde überwiesen „oder, wie sich das bei Deutschen gehört, gegen Quittung bar ausgezahlt. Irgendwas finden wir immer“. Die „polnische Perle“ wird gleich mitgenommen. Denn sie darf sich zwar seit Polens Beitritt zur EU drei Monate in Deutschland aufhalten, nicht aber ohne Erlaubnis arbeiten. Sie zahlt rund 100 Euro Bußgeld, damit ist das Verfahren abgeschlossen, sie hat also kein Zeugnisverweigerungsrecht mehr und muss jetzt gegen ihren Arbeitgeber aussagen.
Da würde nun einiges auf mich zukommen! Eine Anklage wegen Steuerhinterziehung und Sozialversicherungsbetrug. Vielleicht auch noch eine wegen Lohnwucher. Bestenfalls würde mein Verfahren wegen Geringfügigkeit eingestellt. Zum Ausgleich müsste ich ein paar tausend Euro an eine karitative Einrichtung zahlen – und sowieso die Steuern und Sozialversicherungsbeträge nachzahlen.
legal/ illegal – VARIANTE 4: entsendete Osteuropäerinnen, ab 1200 Euro, mal legal, mal illegal
Es gibt ein Schlupfloch: die Entsendung. Erklären kann dies Renata Föry, die 32-jährige Geschäftsführerin der Vermittlungsagentur seniocare24. Sie kam aus Polen als Au-Pair in den Schwarzwald und heiratete hier. Föry hat sich durch die deutschen Gesetze gebissen und meint: Jawohl, polnische Firmen dürfen in Deutschland ihre Dienstleistungen anbieten.
Würde ich also – über seniocare24 – einer polnischen Personalagentur den Auftrag erteilen „Betreuung meiner Mutter rund um die Uhr“, dann sendet die polnische Firma eine ihrer Angestellten. Ich bin Auftraggeberin, nicht Arbeitgeberin. Die Frau zahlt in Polen Steuern und Sozialabgaben. So wie Anna C.
Die Preise der Vermittlungsagenturen beginnen bei etwa 1200 Euro. Für 1900 gäbe es eine Krankenschwester mit Führerschein und besten Deutschkenntnissen.
Viele Vermittlungsfirmen tummeln sich auf diesem Markt, doch korrekt arbeitet längst nicht jede. Denn ich als Auftraggeberin darf der Polin keinerlei Anweisungen geben, vielmehr muss der Auftrag schon im Vertrag genauestens festgelegt sein – auch die Pflege von Opas Grab. Sonst wird aus der „Entsendung“ ganz schnell internationale Leiharbeit. Und die ist verboten.
Pseudolegal – VARIANTE 3: osteuropäische „selbstständige“ Betreuerinnen, 700 bis 1100 Euro
Es muss doch auch noch anders gehen – preiswert und trotzdem irgendwie legal! Wer im Internet sucht nach „24 Stunden“ und „Betreuung“, wird schnell fündig. Fragen wir mal an, per E-Mail:
„Ich suche dringend für meine Mutter eine 24-Stunden-Betreuung. Sie vergisst, ob sie gegessen oder ihre Tabletten genommen hat, vor allem irrt sie nachts durch die Wohnung. Können Sie uns weiterhelfen?“
Antwort: „Naturlich ich kann Ihnen helfen. Ich habe viele Frauen welche arbeiten in Deutschland als Altenpflegerin und Haushalthilfe. Eine Frau welche kommt zu Ihnen zum arbeit kostet 850-900 euro monatlich + Fahrkosten, Kost und Loggie frei. die kann drei Monat bei Ihre Mutter arbeiten, nach drei Monat kommt eine andere polnische Frau. Sie mussen nur noch krankenversicherung, das ist 60 euro fur drei monat. Das ist versicherung fur legale arbeit in Deutschland. Vermittlung kostet 50 euro. Naturlich das alles geht’s mundlich.“
Woanders hätte ich eine Polin auch schon für 700 Euro haben können. Krankenschwestern kosten mehr, regelmäßige Nachteinsätze und gute Deutschkenntnisse auch – um die 1000 Euro. Aber dann könnte morgen schon Lydia bei mir sein: „52, sehr fleißig, pflichtbewusst.“
Prima, sage ich zu dieser Vermittlerin am Telefon, aber muss ich nicht noch Sozialabgaben zahlen? „Nein, nichts. Die arbeitet freiberuflich.“ Ist das legal, man liest ja oft über Schwarzarbeit? „Nein, da müssen Sie sich keine Sorgen machen.“
Natürlich ist das illegal, sagt der Zollbeamte Bethselder, das ist Scheinselbstständigkeit. Denn Lydia hätte als 24-Stunden-Kraft ja nur mich als Auftraggeberin. Sie wäre abhängig von mir, also habe ich die Pflichten einer Arbeitgeberin.
Illegale Beschäftigung vor allem im Süden
Vor allem im Süden Deutschlands werden Betreuerinnen illegal beschäftigt – hier gibt es mehr Haushalte, die sich überhaupt eine Kraft leisten können. Rund 100 000 Frauen, schätzt der Volkswirtschaftler Friedrich Schneider aus Linz. Woher er das weiß? Er hat Haushalte zu Schwarzarbeit befragt. „Die Leute antworten frank und frei, die haben kein Unrechtsbewusstsein.“ Nicht mal ein Prozent der Befragten verweigere die Antwort – genauso viele, wie wenn man die Automarke erfrage.
Gibt es denn gar keine legale Variante, um eine Polin zu bekommen? Die gehören doch nun zur EU! Ja, aber noch nicht so ganz. Weil hierzulande über vier Millionen Menschen arbeitslos sind, kann die Bundesregierung bis 2011 die Arbeitsmöglichkeiten für Menschen aus den neuen EU-Ländern beschränken.
So viel teurer als eine illegale Polin ist das nun auch wieder nicht. Der Haken: Die ZAV-Kraft darf nicht pflegerisch tätig sein und nur 38,5 Stunden pro Woche arbeiten – eigentlich. Aber, deutet ein ZAV-Mitarbeiter an – es ließe sich ja was regeln über mehr Urlaub oder Sonderzahlungen.
Ich ziehe Bilanz: Mir liegen Angebote vor von 700 bis 00 Euro. Die billigen Illegalen will ich nicht, die deutschen Profis kann ich nicht zahlen, bei der ZAV-Variante müsste ich die Arbeitszeiten beachten. Aber die dazwischen, diese Agenturen mit den entsendeten Polinnen – wer nur sagt mir, welches Angebot rechtens ist? Niemand. Die Arbeitsagenturen haben Anweisung, keine Verträge zu begutachten; das Bundesministerium für Wirtschaft, mehrfach angefragt, schweigt.
UND DIE MORAL von der Geschicht? Ist das nicht Ausbeutung?
Anna sorgt für Egon. Er kann nicht mehr sprechen, und wenn er sich verschluckt, droht Todesgefahr © Peter DammanDas Thema ist unbeliebt in der Politik. Mindestens ambivalent: Eigentlich will man keine Schattenwirtschaft, aber man verfolgt sie nicht intensiv, weil sie eine Versorgungslücke füllt. Also doch eine mehr oder weniger legale Polin besorgen?
Win-win-Situation
Die Polin ist in Not, und ich auch. Eine klassische Win-win-Situation. Aber wer gewinnt hier was, und ist es gleichwertig? „600 Euro netto sind total viel wert in Polen“, heißt es hierzulande. Nun ja, 600 Euro sind viel Geld in Litauen und Rumänien. In Polen nicht mehr.
Die Polinnen kommen trotzdem. Weil sie keine Alternativen haben. Die polnischen Löhne betragen 25 Prozent des EU-Durchschnitts, die Preise mittlerweile 50 Prozent. Die UBS-Bank stellt das Gefälle so dar: Für ein Kilo Brot muss man in Frankfurt sechs Minuten arbeiten, in Warschau 17; für einen Big Mac in Frankfurt 15 Minuten, in Warschau 42 Minuten.
Ich profitiere von diesem Wohlstandsgefälle. Ist das nicht Ausbeutung, zumal wenn ich die Polin noch unbezahlte Überstunden machen lasse? „Ein Verhältnis wie zwischen deutschen Gutsherren und polnischen Knechten“, findet mein Kollege, ein ausgebildeter Pfarrer. „Schon diese Rede, dass die alle so liebevoll sind! Die Frauen verausgaben sich. Für einen Bruchteil des Geldes können wir uns ein Vielfaches an Liebe kaufen.“ Ausbeutung also, wenn auch durch nette Menschen; aber das macht die Sache ja auch nicht besser.
Nüchterner sieht die Sache ein Freund, früher Mitglied in der DKP und also international geschult: „Natürlich nutzt du ein Wohlstandsgefälle aus, wenn du deine Mittelstandsmutter billig von einer Osteuropäerin pflegen lässt. Aber gleichzeitig tust du das Nächstliegende, um das Wohlstandsgefälle abzuflachen.“ Wir einigen uns: Es ist eine Win-win-Situation, aber eine mit ausbeuterischen Zügen. Denn das Wanderarbeiterdasein kann Menschen auch zerstören.
Zwar werden manche der Osteuropäerinnen sehr respektvoll in den deutschen Haushalten behandelt, auch entlastet durch Angehörige und zusätzlich einen Pflegedienst, wie die Soziologin Juliane Schmidt herausgefunden hat. Andere aber müssen auf einer Matraze neben ihrem Schützling schlafen, haben keine Minute, in der sie nicht verantwortlich sind, sind völlig isoliert. Einmal im Monat kommt dann die Enkelin mit dem Geld vorbei.
Eigentlich wollte ich nur eine Lösung für meine persönliche Notsituation finden. Jetzt sehe ich mich plötzlich auch in der Verantwortung, den deutschen Arbeitsmarkt zu schützen, die europäische Einheit zu realisieren, eine polnische Familie über Wasser zu halten. Wenn ich denn ein guter Mensch sein will.
Update 14.03.2019 zu den Artikeln von
Tagesschau.de : Schwarzarbeit in der Pflege &
SWR.DE Boomende Schwarzarbeit in der Pflege von Axel John, SWR
Legale Betreuungskraft aus dem Ausland
Sie sind auf der Suche nach einer legalen Betreuungskraft aus dem Ausland, für sich selbst oder ihre Lieben.
Wir haben hierbei bemerkt, bedingt durch die vielen Angebote, welche man finden kann, kann dies zur Verunsicherung führen. Sie sind nicht die ersten, bei denen wir dies in 15 Jahren unserer Tätigkeit feststellen, darum hier einige Anmerkungen, die Klarheit schaffen sollen.
Zunächst einmal eine klare Rechnung:
Auch wenn ein Anbieter keine Vermittlungsgebühr erhebt, was es durchaus gibt, bedeutet das noch lange nicht, dass er damit kostengünstiger ist.
Gleichwohl gilt, auch wenn ein Angebot mehr kostet, muss es noch lange nicht mehr Wert sein in dieser Branche. Die Unterschiede liegen größtenteils in den Gewinnspannen der Beteiligten. Wir sprechen hier von Provisionen an deutsche Vermittler von 300 bis hin zu 600 Euro monatlich, was bei uns nicht der Fall ist.
Es gibt derzeit 730 Vermittler in Deutschland und vielleicht gerade mal etwas mehr als 130 Firmen in Polen. Sehr wenige arbeiten mit eigenen Franchise Anbietern und fallen aus diesem Grund ganz heraus aus dieser Betrachtung.
Da wir bereits mit 67 dieser polnischen Firmen zusammenarbeiten – zudem sicherlich mit den meisten großen Unternehmen – sind die Chancen nicht sehr hoch, dass ein anderer Vermittler mal einen Partner hat, mit dem wir nicht auch zusammenarbeiten oder vormals zusammengearbeitet haben.
Alle Firmen im Ausland arbeiten nach dem gleichen Prinzip. Sie suchen Frauen, die ins Ausland wollen. Über Anzeigen, Plakatwerbung, über Onlinemedien. Viele laden die Betreuerinnen zu sich persönlich in die Firma ein – übrigens eine wichtige Grundbedingung bei uns – andere arbeiten lediglich über z. B. Skype-Kontakt – und haben Betreuerinnen nie persönlich gesehen.
Ob Online oder persönlich: in der Regel sitzt beim Erstkontakt eine gepflegte, sich in bestem Licht darstellende, Bewerberin dem jeweiligen Entscheider gegenüber. Zumeist stimmt das Bild. Hin und wieder täuscht aber der Eindruck auch.
Das ist bei allen gleich. Jeder versucht, so gut wie möglich auszuwählen, meistens gelingt das, ab und zu leider jedoch auch nicht. Oftmals fahren Betreuerinnen auch mehrgleisig und bewerben sich bei mehreren Unternehmen. Da wir sehr groß sind, haben wir oft ein und dieselbe Betreuungskraft von verschiedenen Firmen erhalten.
Niemand kann in die jeweilige Betreuerin hineinschauen, weder der, der sie teuer anbietet noch der, der günstiger ist. Bei allen geht etwas schief hin und wieder, da nehmen wir kein Blatt vor den Mund. Es kann vorkommen, dass eine Betreuungskraft anders agiert, als man sich das von uns aus oder vom ausländischen Arbeitgeber aus gewünscht hätte.
Niemand kann seine Hand für andere Menschen ins Feuer legen – keiner der deutschen Anbieter und keiner der ausländischen Arbeitgeber.
So bedauerlich dies für alle Beteiligten ist, gibt es leider keinen Weg, das gänzlich auszuschließen. Auch ein höherer Preis verhindert keine Fehler. Und: es passiert bei allen ausländischen Firmen und Vermittlern gleichermaßen.
Bitte bedenken Sie: Wir arbeiten mit Menschen für Menschen.
Es kommt dann vor allen Dingen darauf an, wie schnell man dann reagiert und reagieren kann, wenn etwas schiefläuft.
Ob teuer oder günstig: bei der Personalauswahl gibt es keinen Unterschied. Niemand hat „bessere“ oder „schlechtere“ Betreuungskräfte, da sind alle Vermittler und Anbieter gleich.
Was Anbieter hingegen maßgeblich unterscheidet, ist der betriebene Aufwand bei der Vermittlung. Beispielsweise durch eine medizinische Beratung bei der Vermittlung, Erreichbarkeit des Vermittlers auch am Wochenende, Beratungsqualität, Größe und Erfahrung eines Unternehmens, Markt- und Branchenkenntnis, schnelle Reaktionsmöglichkeit etc.
Der größte Unterschied liegt letztlich im Preis, den Sie bezahlen und natürlich auch darin, was eine Betreuerin davon netto verdient. SENIOCARE24 ist im letzten Test bei Stiftung Warentest unter den 13 besten Agenturen als Testsieger im Preis (günstigster Vermittler) hervorgetreten. Trotzdem verdienen Betreuerinnen aus dem Ausland bei uns, im Vergleich zu sehr vielen Mitbewerbern, mehr als bei anderen, da wir unseren polnischen Partnern in genau dieser Hinsicht gewisse Grundbedingungen auferlegen. Wir achten sehr auf Einhaltung dieser Voraussetzungen.
Wir helfen weiter! Sollte bereits eine illegale oder legale Betreuungskraft aus dem Ausland für Sie tätig sein, die bei Ihnen bleiben soll, sind wir in der Lage, auch hierzu Regelungen zu treffen.
Auch illegal Beschäftigte holen wir in die Legalität zurück.
Für uns kein Problem, sondern tägliche Arbeit. Sollten Sie eine Betreuungskraft aus dem Ausland haben, die im Vergleich zum Endpreis weniger verdient, können wir auch das ändern.
Es kommt letztlich nur darauf an, dass Sie unter all den Angeboten das auswählen, welches Ihnen nicht nur besser vorkommt, sondern wirklich besser ist, in jeder Hinsicht.
Schauen Sie sich hierzu unsere Tabelle der Nettoverdienste der Betreuungskräfte gegenüber dem Endpreis an.
(Hinweis: durch die Wahl einer anderen Krankenversicherung können diese Beträge sich geringfügig ändern.)

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