Pflege in den eigenen vier Wänden – Medizinische Kenntnisse sind Pflicht
Seniocare24 war eines der ersten großen Dienstleistungsunternehmen für polnische Pflegekräfte in der Südpfalz.
Inzwischen hat sich der Markt verändert, die legale und illegale Konkurrenz ist groß. Dennoch wagt Chefin Renate Föry eine Investition und zieht in Kandel in modernere Räume. Mit einem Arzt im Team will sie punkten.
KANDEL, Oma oder Opa in den eigenen vier Wänden pflegen:
Diese Aufgabe könnten viele Familien ohne zusätzliche Pflegekraft nicht stemmen.
Das wohl größte Dienstleisturtgsunternehmen in der Region ist Seinocare24, im Jahr 2005 von Renate Föry und ihrem Mann gegründet. Die beiden hatten mit der Vermittlung von polnischen Pflegekräften eine Marktlücke entdeckt, innerhalb von wenigen Jahren konnten sie 2000 Kunden gewinnen.
Doch inzwischen gibt es eine starke Konkurrenz, auch der Schwarzmarkt in der Branche blüht weiter. „Die Beratung ist intensiver geworden und nimmt mehr Zeit in Anspruch“, sagt Geschäftsführerin Föry.
Die Zahlen sind stabil: Circa 200 Kunden werden in Deutschland, so wie Luxemburg, Holland, Belgien und Frankreich pro Monat betreut. Das sind zwischen 2000 und 2500 pro Jahr. Pro Kunde werden zwei Pflegekräfte eingeplant, die sich turnusgemäß abwechseIn.
Mit über 40 Agenturen arbeitet Seniocare24 zusammen, 90 Prozent sind aus Polen. Die Preise für die Betreuung sind gestiegen: Der günstigste Satz für eine Pflegerin liegt jetzt bei 1470 Euro, der höchste bei 2270 Euro pro Monat.
Ein Hintergrund ist der Mindestlohn, der seit 2014 greift. Aber nicht nur: „Auch die polnischen Frauen haben Ansprüche und wissen, was auf dem Schwarzmarkt gezahlt wird“, sagt Föry.
Ein Test der Stiftung Warentest, in dem ihre Agentur gut abschnitt, hatte ihr im Sommer 2017 die Augen geöffnet:
Damals wurden 266 Agenturen in Deutschland gezählt, Tendenz steigend. Auf ein mal fehlten ihr Pflegerinnen. Nach der Empfehlung durch Stiftung Warentest kamen viele Neukunden, gleichzeitig brauchten Stammkunden wegen der Urlaubszeit Ersatzkräfte.
Also schaute sich Föry in der EU um und wurde fündig. Jetzt sind auch Kräfte aus Rumänien, Ungarn, Bulgarien und Kroatien bei ihr im Einsatz.
Das habe erstmals die Lage über den Jahreswechsel entspannt, sagt die gebürtige Polin mit einem Augenzwinkern. „Die Länder sind nicht so katholisch, das war über Weihnachten die Rettung.“
Das Vermittlungsteam ist gewachsen, von den zwölf Mitarbeiterinnen sprechen vier Polnisch, vier beherrschen Rumänisch, Ungarisch, Kroatisch oder Bulgarisch. Viele von ihnen sind ehemalige Krankenschwestern. „Die Personen, die Kunden beraten, müssen medizinische Kenntnisse haben“, betont Föry.
Das bisherige Domizil wurde zu eng. Also wagte Föry nach dem ersten Umzug von Berg nach Kandel im Jahr 2010 noch einmal eine große Investition: Für rund 750.000 Euro hat sie 186 Quadratmeter im „Quartier am Markt“ gekauft und eingerichtet. Beratungszimmer, Team- Raum und die Büros für Geschäftsführung und diskrete Telefonate sind hell und modern eingerichtet. Alle Mitarbeiter arbeiten ohne Telefon, dafür mit Headset und großen Monitoren. Eine neue Software sorgt dafür, dass sich bei einem Anruf die jeweilige Akte automatisch öffnet. „Andere haben mehrere Standorte, ich sitze nur hier“, sagt Föry. „Aber ich habe andere Stärken“, merkt sie mit Blick auf Pr. Rolf Müller am.
Pflege in den eigenen vier Wänden – Medizinische Beratung für Angehörige
Die Kooperation mit dem erfahrenen Mediziner – bis zu seiner Pensionierung betrieb Müller eine Praxis in Wörth – ist ihr Ass im Ärmel, Früher kündigten verzweifelte Verwandte den Vertrag oft und Oma musste doch ins Heim. „Aggressivi tät und Schlafprobleme“ lauten die Stichworte. Heute berät Müller Angehörige, die aber stets noch Rücksprache mit dem Hausarzt halten müssen, „Ich kann Medizin an die Hand geben, von der ich weiß, dass sie gut hilft“.
Denn seine Erfahrung sagt: Manche Schlafmittel wecken Senioren erst richtig auf, andere Produkte hingegen helfen beim Nachtschlaf. Müller gibt auch praktische Tipps: Wenn ein Senior nachts immer wieder aufsteht, kann eine Sensormatte helfen, die dann die Pflegerin informiert.
Die Fälle werden gesammelt, Müller ist im Schnitt ein mal pro Woche vor Ort. Doch im Notfall kümmert er sich auch spontan.
Dabei geht es nicht immer um die Kunden: Während des RHEINPFALZ- Gesprächs klingeln im Hintergrund die Telefone wegen einer Pflegerin, die schwer erkrankt in der Klinik liegt. Föry und Müller versuchen gerade, einen Transport in die polnische Heimat zu organisieren. Auch dieser Service gehört inzwischen zum Alltag.
Im folgenden der Zeitungsartikel aus „Die Rheinpfalz“ am 31.01.2018 von Nicole Tauer – Wirtschaft Regional – Landau
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